Landesübergreifende Normung erfolgt vorrangig durch die Internationale Organisation für Normung (ISO). Auf Landesebene in Deutschland werden die Aufgaben durch das Deutsche Institut für Normung (DIN) und den Verein Deutscher Ingenieure (VDI) wahrgenommen. Der VDI verfasst Richtlinien zu technischen Problemstellungen. DIN und ISO sowie die entsprechenden Gremien in anderen Ländern (z. B. ASME und ASTM) veröffentlichen Normen, beispielsweise ausgerichtet auf die Annahme- und Bestätigungsprüfung von Koordinatenmesssystemen.
Die in Normen definierten Kenngrößen (auch Spezifikationen genannt) charakterisieren die grundlegende Geräteleistungsfähigkeit und ermöglichen potentiellen Kunden somit einen ersten Vergleich unterschiedlicher Koordinatenmessgeräte und zusammen mit weiteren Kriterien (Kosten, Verfügbarkeit etc.) die Entscheidung für ein Gerät oder einen Gerätetyp. Die wichtigsten Spezifikationen in der Koordinatenmesstechnik sind die zulässige Längenmessabweichung (MPE E: Maximum Permissible Error of length measurement) und die zulässige Antastabweichung (MPE P: Maximum Permissible Probing Error). Die Längenmessabweichung beschreibt das Verhalten des Geräts im gesamten Messvolumen, die Antastabweichung wird wesentlich vom Verhalten des eingesetzten Sensors bestimmt. Die Normenreihe ISO 10360 gibt basierend auf diesen Kenngrößen klare Regeln für die Annahme- und Bestätigungsprüfung vor. Ist die entsprechende Norm Teil der Vertragsbedingungen, kann der Kunde sicher sein, dass das Messgerät tatsächlich innerhalb der angegebenen Spezifikationen funktioniert. Das Zertifikat der deutschen nationalen Akkreditierungsstelle (DAkkS) dient als Nachweis für die korrekte Anwendung der Normen, beispielsweise im Werth-Kalibrierlabor. Durch den Einsatz der in den Normen beschriebenen kalibrierten Prüfkörper (Normale) ist die Rückführung der Messgeräte auf nationale und internationale Standards sichergestellt. Außerdem werden Verfahren zur Bestimmung der Messunsicherheit beschrieben und durch allgemeine Informationen zu den unterschiedlichen Technologien der Koordinatenmesstechnik ergänzt.
Die Menschen hinter den Normen
VDI- und ISO-Richtlinien existierten zunächst nur für taktile Sensoren, wenngleich die ersten Koordinatenmessgeräte optische Sensorik enthielten. Seit Anfang der 1990er-Jahre wurden unter maßgeblicher Mitwirkung von Dr. Ralf Christoph, dem Inhaber und Geschäftsführer der Werth Messtechnik GmbH, die Richtlinien zur Annahme- und Bestätigungsprüfung von Koordinatenmessgeräten mit Bildverarbeitung (VDI 2617-6.1), optischen Abstandssensoren (VDI 2617-6.2) und Multisensorik (VDI 2617-6.3) entwickelt.